October 10, 2015 - January 31, 2016

Boris Mikhailov

Einzelausstellung des Kaiserringträgers 2015, Möchehaus Goslar


Boris Mikhailov ist zweifellos einer der wichtigsten Chronisten der sowjetischen und postsowjetischen Gesellschaft. international bekannt geworden ist der 1938 in der Ukraine geborene Fotograf durch seine aufwühlenden Bilder von Obdachlosen in seinem Geburtsort Charkow (Case History, dt. Krankengeschichte, 1997−1999).

Mit seiner dokumentarisch-konzeptuellen Arbeitsweise sucht Boris Mikhailov die ungeschönte, oft auch brutale Wahrheit in seiner unmittelbaren Umgebung festzuhalten: »urbane Landschaften«, inszenierte, humorvoll-ironisch gebrochene Porträts von Freunden und dem Ehepaar Mikhailov selbst, Texte, Zeichnungen, Künstlerbücher durchziehen bis heute sein Werk, das auch vor historisch unbequemen Themen und Kommentaren nicht zurückschreckt.

Der mehrfach, unter anderem mit dem Albert Renger-Patzsch- Preis (1997), dem Hasselblad Foundation Award (2000) und zuletzt 2012 mit dem Spectrum – Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen ausgezeichnete Künstler, dessen Werk international ausgestellt wurde (u.a. Portikus, Frankfurt am Main, 1995; Kunsthalle Zürich, 1996; Stedelijk Museum, Amsterdam, 1998; Museum of Modern art, new York, 2001; Fotomuseum Winterthur, 2003; Institute of Contemporary Art, Boston Ma, 2004; Berlinische Galerie, Berlin, 2012; Sprengel Museum, Hannover, 2013) lebt heute mit seiner Frau Vita in Berlin und Charkow.

Boris Mikhailov absolvierte ein Studium zum Elektroingenieur und kam zur künstlerischen Fotografie auf autodidaktischem Weg.

Der Künstler gilt als bedeutender Dokumentarfotograf der sowjetischen und postsowjetischen Gesellschaft. Das indes wird seiner Rolle als ihr Kritiker ebenso wenig gerecht wie dem konzeptuellen Charakter seiner Fotografien, in die Mikhailov inszenierend und kolorierend eingreift, um ihre Aussage zu lenken.

In seiner frühen, absurden und poetischen Werkserie „Yesterday`s Sandwich“ hat der Künstler zwei Diapositive so übereinander gelegt, dass die Montagen in spielerischer Weise die sozialen Verhältnisse im Lande zum Tanzen bringen. In der Serie „Rot“ (1968-1975) nutzt er die Symbolfarbe der russischen Revolution, um durch groteske Kolorierungen den Machtanspruch der autoritären Gesellschaft der Lächerlichkeit preiszugeben.

Am Stärksten bekannt geworden ist Boris Mikhailov durch seinen Bilderzyklus „Case History“ (1997-1999). In ihm zeigt er Menschen, für die der Zusammenbruch der Sowjetunion zur persönlichen Katastrophe wurde: Alte, Kranke, Kinder im freien Fall ohne sozialen und ökonomischen Halt. Seine inszenierten Aufnahmen führen uns ihre Not vor Augen, geben den Menschen aber auch eine Würde zurück, die ihnen das Elend oft genug schon genommen hatte.

Eröffnung
Samstag, 10. Oktober 2015, 12.30 Uhr

Abbildung: From the picture cycle Case History, 1997-1998 – courtesy Boris Mikhailov, © VG Bild-Kunst Bonn, 2015

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